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Metopiron-Test

Info:

Metopiron blockiert die adrenale 11-beta-Hydroxylase, die die Umwandlung von 11-Desoxycortisol (Substanz S) zu Cortisol katalysiert. Damit kommt es nach Metropirongabe zu einem Abfall des Cortisols und einem Anstieg des 11-Desoxycortisols. Bei intaktem Regelkreissystem führt der Abfall des Cortisols zu einer raschen Stimulation der ACTH-Sekretion und nachfolgend zu einer Anregung der adrenalen Steroidbiosynthese. Da diese auf dem Niveau der 11-beta-Hydroxylase blockiert ist, steigt im Plasma nur die Konzentration von 11-Desoxycortisol und nicht von Cortisol an. Im Urin findet sich eine erhöhte Konzentration von Tetrahydro-11-Desoxycortisol (THS).

Besonderheiten im Kindesalter
Wegen des erhöhten Hypoglykämierisikos ist der Test bei Neugeborenen und im Säuglings- und Kleinkindesalter kontraindiziert. Eine sorgfältige Überwachung der Blutzuckerkontrollen ist bei älteren Kindern erforderlich.

Beinhaltet folgende Untersuchungen: ACTH (Adrenocorticotropes Hormon) (EDTA-Plasma gefroren (EP))
11-Desoxycortisol (Serum gefroren (S))
Cortisol (Serum (S))
Indikation/Bedeutung:

Prüfung der Funktion der Rückkopplungskontrolle der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse (Cortisol - ACTH). Der Metopiron-Test wird bei Verdacht auf eine sekundäre Nebennierenrinden-Insuffizienz eingesetzt. Ferner dient er zur Untersuchung der Achsenfunktion nach Langzeitsteroidtherapie und zur Differenzialdiagnose zwischen autonomen Nebennierenrindentumoren und einer Nebennierenrindenhyperplasie anderer Genese. Es wird auch für die Differenzialdiagnose des ACTH-abhängigen Cushing-Syndroms eingesetzt.

Kontraindikation
Neugeborene, Säuglinge, Kleinkinder (Hypoglykämierisiko!)

Nebenwirkungen:

Gastrointestinale Beschwerden (Übelkeit, Bauchschmerzen und Erbrechen) sind bei gleichzeitiger Einnahme einer Mahlzeit selten. Metopiron hat einen schlechten Geschmack.

Bei manifester primärer Nebennierenrinden-Insuffizienz kann eine Addison-Krise ausgelöst werden.

Durchführung:

Über-Nacht-Test:

  • Legen eines venösen Zugangs 1 - 2 Stunden vor Testbeginn beim nüchternen Patienten
  • Erste Blutentnahme (= optional) für die Bestimmung von ACTH, Cortisol und 11-Desoxycortisol
  • Gabe von Metopiron in einer Dosis von
  • 30 - 40 mg/kg Körpergewicht p. o. (maximal 2 g) um Mitternacht mit einer kleinen Mahlzeit
  • Zweite Blutentnahme um spätestens 8 Uhr des zweiten Tages

3-Stunden-Kurztest

  • Legen eines venösen Zugangs 1 - 2 Stunden vor Testbeginn beim nüchternen Patienten
  • Erste Blutentnahme (= optional) für die Bestimmung von ACTH, Cortisol und 11-Desoxycortisol
  • Gabe von 15 - 40 mg Metopiron/kg KG (oder 1g/qm KOF) per os mit einem kleinen Frühstück zwischen 6 Uhr und 8 Uhr
  • Zweite Blutentnahme nach 3 Stunden (= stimulierter Wert) für die Bestimmung von ACTH, Cortisol und 11-Desoxycortisol
Interpretation:
  • Normalerweise erfolgt ein starker Anstieg von 11-Desoxycortisol auf 5 - 15 µg/100ml. Cortisol fällt auf 8 µg/100 ml ab. Ein ACTH-Anstieg auf > 200 pg/ml spricht für eine intakte Regelkreisfunktion.
  • Bei Morbus Cushing ist der Anstieg von 11-Desoxycortisol gesteigert (> 220-fach) und der Cortisolabfall nicht ausreichend (Quotient „supprimiertes“ Cortisol/basales Cortisol > 0.6). Für die Kombination dieser beiden Kriterien wird bei einer Spezifität von 100% eine Sensitivität für die Diagnose des hypophysären Cushing-Syndroms von 65% angegeben.
  • Bei sekundärer oder tertiärer Nebennierenrinden-Insuffizienz ist der Anstieg von 11-Desoxycortisol vermindert
  • Bei androgenproduzierenden Tumoren der Nebenniere findet sich meist keine Reaktion im Metopiron-Test
Klinische Bemerkungen:

Der Metopiron-Test ist der sensitivste Test für die hypophysäre ACTH-Sekretion, da er auf dem negativen Rückkoppelungseffekt eines abfallenden Cortisolspiegels und nicht auf dem Effekt starken Stresses, wie beim Insulin-Hypoglykämie-Test, beruht. Eine normale Antwort im Metopiron-Test beweist eine intakte Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Funktion. Weitere Tests sind dann nicht mehr notwendig. Unter Medikamenten, die zu einer Enzyminduktion in der Leber führen (z. B. Phenobarbital, Phenytoin, Carbamazepin, Rifampicin etc), wird Metopiron beschleunigt abgebaut und der Test dadurch unzuverlässig. Diese Medikamente müssen vor dem Test abgesetzt werden.

Ein beschleunigter Metopironabbau bei einem Teil der Gesunden (ca. 4%) führt zu falsch negativen Testresultaten. Dies ist an einem unzureichenden Cortisolabfall erkennbar (Cortisol > 7,5 ng/dl).