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GnRH-Test (Jungen und Männer) (Serum (S))

Untersuchungsmaterial: Serum (S)
Info: GnRH bindet an spezifische Rezeptoren der gonadotropen HVL-Zelle und führt zu einer Steigerung der Synthese und Sekretion von LH und FSH.

Besonderheiten im Kindesalter
Auf alters- bzw. pubertätsabhängige Normalbereiche ist zu achten.
Beinhaltet folgende Untersuchungen: LH (Serum (S))
FSH (Serum (S))
Präanalytik/Hinweise:

 

Bei Patienten unter Therapie mit hohen Biotin-Dosen (> 5 mg/Tag) sollte die Probenentnahme mindestens 8 h nach der Applikation erfolgen, da hohe Biotin-Gaben die LH- und FSH-Bestimmung stören können.

 

Indikation/Bedeutung:
  • Verdacht auf primären, sekundären oder tertiären Hypogonadismus.
  • Testung der gonadotropen Partialfunktion bei hypothalamischen oder hypophysären Erkrankungen
  • Verdacht auf Pubertas praecox: Differenzialdiagnose zwischen zentraler Pubertas praecox (vera) oder peripherer Pubertas praecox (Pseudopubertas praecox) und Kontrolle der Suppression während der Therapie einer Pubertas praecox vera mit einem GnRH-Agonisten
  • Feststellung des pubertären Reifegrades der Hypothalamus-Hypophysen-Gonaden-Achse
Nebenwirkungen: Nebenwirkungen treten praktisch nicht auf. Sehr selten kommt es zu Unverträglichkeitsreaktionen.
Vorbereitung:
  • Absetzen von Sexualhormonen mindestens 4 Wochen vor dem Test
Durchführung:
  • Legen eines venösen Zugangs vor Testbeginn
  • Blutentnahme für Basalwert-Bestimmung (= Probe 0) von LH und FSH
  • Anschließend folgt die Injektion 100 µg GnRH i.v. im Bolus (Kinder 60 µg/qm KOF, maximal 100 µg)
  • Zweite Blutentnahmen 30 Minuten nach Injektion (= Probe 1)
  • Jeweils 2 ml Serum von jeder Probe einsenden

Es sind auch andere Testprotokolle mit Blutentnahmen bei 0, 15 und 30 Minuten oder 0, 20 und 45 Minuten in Verwendung. Bei Verdacht auf hypothalamische Störung kann der GnRH-Lang-Test mit Blutentnahmen bei 0, 30, 60, 90 und 120 Minuten verwendet werden.

Es wurde auch ein niedrig dosierter GnRH-Test mit einer Testdosis von 10 µg GnRH für die Differenzialdiagnose zwischen hypogonadotropem Hypogonadismus und konstitutioneller Entwicklungsverzögerung sowie zwischen prämaturer Thelarche und zentraler Pubertas praecox validiert.

Interpretation: Als normal gilt ein LH-Anstieg auf das 1,5- bis 2-Fache. FSH muss sich nicht deutlich stimulieren lassen. Bei Patienten mit HVL-Insuffizienz ist der Anstieg von LH und FSH vermindert. Ebenso findet sich bei Jungen mit Pseudopubertas praecox kein oder nur ein geringer Anstieg der Gonadotropine.
Klinische Bemerkungen: In der hier empfohlenen Dosis ist der GnRH-Test als Kapazitätstest anzusehen. Die Verwendung niedrigerer Dosierungen von GnRH führt zu einem Sensitivitätstest. Diese Tests sind weniger untersucht und erst kürzlich mit einer 10 µg Testdosis an Kindern validiert worden. Eine Testosterontherapie muss rechtzeitig vor der Durchführung eines GnRH-Testes abgesetzt werden (z. B. mindestens 4 Wochen bei Therapie mit Depot-Testosteron). Zur Differenzierung eines transitorischen von einem permanenten Hypogonadismus ist der GnRH-Test nicht immer ausreichend. Es ist dann eine weiterführende Diagnostik mit dem pulsatilen GnRH-Stimulations-Test notwendig. Bei bereits basal erhöhtem Serumspiegel von LH und/oder FSH ist in der Regel ein GnRH-Test nicht mehr indiziert. Der GnRH-Test kann mit anderen Releasing-Hormon-Tests kombiniert werden [DGE, Rationelle Diagnostik und Therapie in Endokrinologie, Diabetologie und Stoffwechsel, Thieme Verlag, 3. Auflage 2010].