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Oraler Glucose-Toleranz-Test

Info: Durch orale Aufnahme einer definierten Glucosemenge steigt die Glucosekonzentration im Blut physiologischerweise in bestimmten Grenzen an.In Einzelfällen kann ergänzend zum OGTT über 2 h eine Untersuchung der Insulinsensitivität (HOMA-Index) und/oder der glucosestimulierten Insulinsekretion erfolgen, indem zeitgleich jeweils eine Blutentnahme zur Bestimmung von Insulin im Serum durchgeführt wird.
Beinhaltet folgende Untersuchungen: Glucose (NaF-Plasma (NaF))
Präanalytik/Hinweise: Zur Ermittlung eines korrekten Glucose-Wertes wird die Messung der Glucose in NaF/Citrat-Plasma empfohlen; Natriumfluorid in Kombination mit Citrat hemmen die Glykolyse und somit den Abbau der Glucose. Nach der aktuellen VersorgungsLeitlinie "Therapie des Typ-2-Diabetes", 1. Auflage, Version 4. November 2014 kann auch der HbA1c-Wert zur Diagnose des Typ-2-Diabetes herangezogen werden
Indikation/Bedeutung:
  • Diagnostik des manifesten Diabetes mellitus
  • Diagnostik der gestörten Glucosetoleranz (IGT = "impaired glucose tolerance")
  • Diagnostik der gestörten Nüchternglucose (IFG = "impaired fasting glucose")
Kontraindikation
  • Bekannter oder manifester Diabetes mellitus
  • Aktuell bestehende akute Erkrankungen mit Aktivierung der Stresshormone (Infektion, Myokardinfarkt, Lungenembolie, dekompensierte Herzinsuffizienz)
  • Der Test soll nicht perimenstruell (3 Tage vor bis 3 Tage nach der Menstruation) durchgeführt werden (falsch positive Werte)
Vorbereitung: Der OGTT wird nüchtern nach einer Nahrungskarenz von 10 - 14 Stunden durchgeführt. Diabetogene Medikamente ebenso wie antidiabetogene Medikamente (z. B. Thiaziddiuretika, Steroide, Kontrazeptiva, Laxantien, Nikotinsäure, Nitrazepam, Phenothiazine, Schilddrüsenhormone, nicht-steroidale Antirheumatika) müssen abgesetzt werden. Der Patient soll sich über 3 Tage zuvor normal mit mindestens 150 g bis maximal 250 g Kohlenhydraten pro Tag ernährt haben. Vor dem Test Fortsetzung der normalen körperlichen Tätigkeit; Bettlägerigkeit oder übermäßige körperliche Aktivitäten sind zu vermeiden. Ein OGTT sollte nur nach Korrektur einer Hypomagnesiämie und einer Hypokaliämie durchgeführt werden, da sonst die Insulinsekretion abgeschwächt ausfällt.
Durchführung: Der Test sollte am Morgen in sitzender oder liegender Position z. B. zwischen 8 und 9 Uhr durchgeführt werden.
  • Nüchternglucosebestimmung zum Zeitpunkt 0
  • Trinken von 75 g Glucose (meist als Fertigpräparation, z. B. Dextro O.G.-T.) innerhalb von 5 Minuten
  • Nach Zufuhr der Glucose weitere Blutentnahmen nach 1 und 2 Stunden (= Proben 1 und 2)
Interpretation: Diagnose Diabetes mellitus (laut VersorgungsLeitlinie "Therapie des Typ-2-Diabetes", 1. Auflage, Version 4. November 2014)
Plasma: >= 126 mg/dl (= 7,0 mmol/L) für Nüchternglucose und Werte >= 200 mg/dl (11,1 mol/l) für 2h-Wert
Hämolysat (kapillär): >= 110 mg/dl (>= 6,1 mmol/L) für Nüchternglucose und Werte >= 200 mg/dl (>= 11,1 mol/l) für 2h-Wert
  • Der 1-Stunden-Wert dient nicht zur Interpretation, ist jedoch empfehlenswert zur Plausibilitätskontrolle und zur Abschätzung der Dynamik
  • Wird nur der Nüchternblutzucker verwendet, so gilt ein Diabetes mellitus als gesichert, wenn dieser an 2 Tagen den Grenzwert von 126 mg/dl überschreitet. Gleiches gilt für Gelegenheitsblutzuckerwerte von > 200 mg/dl, wenn diese mit diabetesspezifischen Symptomen verbunden sind.
Häufige Fehler:
  • Nichtbeachten der methodikspezifischen Grenzwerte
  • Vorliegen akuter Erkrankungen, Einnahme von Medikamenten
  • Die korrekte Interpretation setzt die Verwendung qualitätskontrollierter Labormethoden voraus. Schnellteste und POCT (Point of Care Testing) sind nach den Empfehlungen der DDG (Deutschen Diabetes Gesellschaft) nicht geeignet.
  • Bei Zweifel an der Diagnose oder bei knappem Erreichen der Grenzwerte sollte in jedem Fall eine Testwiederholung unter kontrollierten Bedingungen erfolgen.
  • Patienten mit Zustand nach Magen-Darm-Operationen lassen sich aufgrund der veränderten Zeitkinetik der Resorption oft nicht an diese Grenzwerte einordnen. Bei Zustand nach Billroth-II-Magenoperation kommt es zu einer forcierten Glucoseresorption