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ACTH-Stimulationstest (Kurztest)

Info: ACTH stimuliert physiologischerweise die Cortisolfreisetzung in der Nebennierenrinde über eine Feedback-Kopplung. Durch Stimulation mit dem glandotropen Hormon ACTH wird die Stimulierbarkeit der Nebennierenrinde untersucht und latente Störungen der Steroidbiosynthese aufgedeckt. Dabei wird statt des natürlichen ACTHs (35 Aminosäuren) ein synthetisches Peptid (Aminosäure 1 - 24, Synacthen) verwendet, das eine vergleichbare biologische Wirksamkeit besitzt.
Beinhaltet folgende Untersuchungen: Cortisol (Serum (S))
Präanalytik/Hinweise: Der ACTH-Stimulationstest erlaubt keine Differenzierung zwischen primärer und sekundärer Nebennierenrinden-Insuffizienz: in beiden Fällen bleibt ein deutlicher Cortisol-Anstieg aus. Erst bei mehrtägiger ACTH-Stimulation zeigt sich eine wiedereintretende Cortisol-Sekretion bei sekundärer Insuffizienz. Wesentlich einfacher lässt sich die Nebennierenrinden-Insuffizienz durch eine Bestimmung des basalen ACTH-Spiegels differenzieren.

Der ACTH-Kurztest dient lediglich als Screeningtest. Ein normaler Test schließt eine primäre und vollständige sekundäre Nebennierenrinden-Insuffizienz aus.

Zusätzlich kann durch Bestimmung der Aldosteronkonzentration (basal und stimuliert) die mineralocorticoide Funktion des Nebennierencortex mitüberprüft werden.
Bei klinischen Hinweisen auf eine Defizienz des entsprechenden Enzyms kann eine molekulargenetische Diagnostik der Gene CYP21A2, CYP11B1 oder HSD3B2 erfolgen.
Indikation/Bedeutung:
  • Verdacht auf NNR-lnsuffizienz (Morbus Addison)
  • Verdacht auf heterozygote bzw. nicht-klassische Form des adrenogenitalen Syndroms (AGS) - 21-Hydroxylase-Mangel - 11-beta-Hydroxylase-Mangel - 3-beta-Hydroxysteroiddehydrogenase-Mangel
  • Einfacher NNR-Funktionstest
Nebenwirkungen: Mögliche Nebenwirkungen der ACTH-Injektion können ein heißer Kopf, Schwindel und sehr selten Übelkeit sein. Unter einer laufenden Therapie mit ACTH ist der Test wegen der Gefahr eines anaphylaktischen Schocks kontraindiziert.
Durchführung:

Vorbereitung des Patienten: Stress vermeiden

Verdacht auf Nebennierenrinden-Insuffizienz:

  • Bei Frauen sollte der Test, im Hinblick auf die Fragestellung„21-Hydroxylasemangel“, in der Follikelphase durchgeführt werden, auch sonst bei allen anderen Indikationen zur Steigerung der diagnostischen Aussagekraft den Test nach Möglichkeit in der Follikelphase durchführen
  • Der Test wird morgens (zwischen 8 und 10 Uhr) durchgeführt
  • Die Anlage eines peripheren venösen Zugangs zur Injektion und Blutabnahme wird empfohlen
  • Abnahme von 1 ml Serum zur Bestimmung des Cortisols, evtl. auch Abnahme von 4 ml EDTA-Blut zur ACTH-Bestimmung vor ACTH-Applikation
  • Durch liegende Kanüle anschließend Injektion von 0,25 mg (1 Ampulle) Synacthen (bei Kindern die Dosis entsprechend anpassen)
  • Anschließend sollte mit einer Kochsalz-Gabe die Vene gespült werden
  • Erneute Blutabnahme nach 30 und 60 Minuten zur Bestimmung von Cortisol

Verdacht auf heterozygote bzw. nicht-klassische Form des adrenogenitalen Syndroms:

  • Der Test wird morgens (zwischen 8 und 10 Uhr) durchgeführt
  • Die Anlage eines peripheren venösen Zugangs zur Injektion und Blutabnahme wird empfohlen
Interpretation:

NNR-Insuffizienz:
Ausschluss mit großer Sicherheit bei normwertigem basalen Cortisol und einem poststimulatorischen Anstieg auf > 19,6 µg/dl nach 60 Minuten.
AGS:
Heterozygoter 21-Hydroxylase-Mangel: 17-OH-Progesteron steigt um mehr als 2,5 ng/ml bis auf maximal 15 ng/m. Steigt 17-OH-Progesteron um weniger als 2,5 ng/ml und Cortisol um mehr als 15 ng/ml ist ein 21-Hydroxylase-Mangel weitestgehend ausgeschlossen. Diagnostik bei Männern am ehesten über eine molekulargenetische Untersuchung.
Nicht klassisches oder late-onset AGS/21-Hydroxylase-Mangel: Durch den CYP21A2-Gendefekt ist der 17-alpha-Hydroxyprogesteron-Basalspiegel normgerecht (< 1,0 ng/ml in der Follikelphase) bis leicht erhöht und steigt nach ACTH-Applikation auf Werte > 15 ng/ml bis 100 ng/ml.
Klassische Form des (homozygoten) AGS/21-Hydroxylase-Mangel: 17-alpha-Hydroxyprogesteron-Basalspiegel sind schon deutlich erhöht, Anstieg nach Stimulation auf über 100 ng/ml.
11-beta-Hydroxylase-Mangel: Beim nicht-klassischen AGS durch den CYP11B1-Gendefekt das basale der 11-beta-Desoxycortisol normwertig und nach ACTH-Stimulation kommt es zu einem überschießenden Anstieg von 11-beta-Desoxycortisol und Desoxycorticosteron.
3-beta-Hydroxysteroiddehydrogenase-Mangel: Initial oft erhöhte DHEA-S-Konzentrationen, Pregnenolon und 17-alpha-Hydroxypregnenolon sind i. d. R. normal. Im ACTH-Test überschießender Anstieg der beiden Pregnenolone. Für den sicheren Nachweis eines 3-beta-HSD-Defekts sollte bei Frauen mit einer Hyperandrogenämie der 17-OH-Pregnenolonanstieg über dem dreifachen des oberen Normwertes des Basalspiegels liegen.