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Laktose-Toleranztest

Info: Lactose ist ein Disaccharid, bestehend aus D-Glucose und D-Galaktose. An der Bürstensaummembran der Dünndarmmucosa erfolgt die Spaltung in die Monosaccharide vornehmlich hydrolytisch durch das Enzym Lactase. Durch einen Lactasemangel übersteigt die aufgenommene Lactose-Menge die hydrolytische Kapazität, es kommt zur entsprechenden klinischen Symptomatik mit Durchfall, Flatulenz, Blähungen, Bauchkrämpfen, da Bakterien im Colon die Lactose in Wasserstoff und Fettsäure spalten.
Testprinzip: Anstieg der Glucose nach Gabe von Lactose. Fehlender Anstieg des Blutzuckers nach Lactosegabe und die Entwicklung von Symptomen zeigen eine Lactose-Intoleranz an. Falsch-negative Resultate können bei Patienten mit Diabetes mellitus oder bakterieller Fehlbesiedelung auftreten. Störungen der Magenentleerung beeinflussen das Ergebnis: schnelle Magenpassage führt zu höheren Blutzuckerwerten, langsame Passage zu niedrigeren Werten. Bei Erwachsenen wird die Sensitivität des Tests mit 75% und die Spezifität mit 83 - 96% berichtet.
Eine bessere Aussagekraft haben der H2-Atemtest, die Bestimmung der Disaccharidasen in der Dünndarmmukosa und molekularbiologische Tests.
Die genetische Diagnostik ermöglicht die eindeutige Identifizierung der genetisch bedingten (primären) Lactose-Intoleranz ohne den Patienten zu belasten. Sie ist die weitaus häufigste Form dieser Erkrankung. Daher ist es sinnvoll die genetische Diagnostik bei entsprechenden Symptomen zu veranlassen. Bei einem unauffälligen Befund sollten zur Abklärung, ob die sekundären Form vorliegt, funktionelle Untersuchungen, wie der Lactose-Toleranz-Test, in Betracht gezogen werden.
Beinhaltet folgende Untersuchungen: Glucose (NaF-Plasma (NaF))
Präanalytik/Hinweise: In ca. 25% der Fälle kommt es im oralen Lactose-Belastungstest mit normaler Lactase-Aktivität zu einem abgeflachten Glucoseprofil, wahrscheinlich verursacht durch Motilitätseinflüsse, verzögerte Magenentleerung, rasche Intestinalpassage, verstärkte Glucoseaufnahme im Gewebe, Störung der Monosaccharidabsorption. Abklärung dieser Fälle durch Wiederholung des Tests mit Gabe von 25 g D-Glucose + 25 g D-Galaktose (gelöst in 400 ml Wasser oder Tee) oral.
Bewertung: Der Quotient (Glucose nach 50 g Lactose)/(Glucose nach 25 g Glucose + 25 g Galaktose) liegt bei einer Lactose-Intoleranz aufgrund eines Lactasemangels unter 0,4. Falsch-negative Ergebnisse des Lactose-Toleranztests bei Patienten mit pathologischer Glucose-Toleranz bzw. manifestem Diabetes mellitus.
Indikation/Bedeutung:
  • Verdacht auf primären oder sekundären Lactasemangel
  • Verdacht auf Lactosemalabsorption anderer Genese
  • Meteorismus, Durchfall und Flatulenz nach Ernährung mit Milch oder Milchprodukten
  • Die Diagnose eines irritablen Colon-Syndroms sollte bei obigen Beschwerden nicht gestellt werden ohne Ausschluss einer Lactosemalabsorption
Durchführung:
  • Nüchtern-Blutabnahme für Basalwert-Bestimmung (= Probe 0)
  • Orale Gabe von 50 g Lactose in 400 ml Wasser oder Tee innerhalb von 5 Minuten
  • Kinder ab 2 Jahren 2 g Lactose/kg Körpergewicht (max. 50 g)
  • Weitere Blutentnahmen nach 30, 60, 90 und 120 Minuten nach Lactose-Gabe (= Proben 1 - 4)
  • Jeweils 2 ml NaF/Citrat -Blut (z. B. GlucoExact-Röhrchen) von jeder Probe einsenden
Interpretation: Normale Lactose-Resorption
  • Glucoseanstieg um mehr als 20 mg/dl
  • Ausbleiben gastrointestinaler Symptomatik
Lactosemalabsorption wahrscheinlich
  • Fehlender Anstieg der Glucosekonzentration
  • Auftreten entsprechender gastrointestinaler Symptomatik mit Durchfall, Blähungen, Flatulenz im Verlauf von 8 Stunden nach Testbeginn
Ursachen können sein
  • Im Adoleszentenalter symptomatisch gewordener, genetisch determinierter primärer Lactasemangel (sog. primärer Lactasemangel)
  • Sekundärer Lactasemangel als Folge einer intestinalen Mucosaschädigung
  • Symptomatische Lactosemalabsorption im Zusammenhang mit anderen gastroenterologischen Erkrankungen, z. B. Ulcus duodeni, Magenresektion, Colitis ulcerosa, M. Crohn, Irritables Colon, infektiöse und unspezifische Diarrhöen, Lambliasis, Mukoviszidose, akute Virushepatitis