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Metoclopramid-Test (Serum (S))

Untersuchungsmaterial: Serum (S)
Info: Metoclopramid (Paspertin) hemmt den Prolaktin-lnhibiting-Factor (PIF) im Hypothalamus und führt zu einem Anstieg des Prolaktin-Spiegels im Blut. Mit Hilfe dieses Tests kann die funktionelle Prolaktinreserve der Hypophyse und damit eine latente Hyperprolaktinämie erkannt werden. Der MCP-Test erfasst Störungen im Prolaktinhaushalt, welche die Gonadenfunktion in wechselndem Maße beeinflussen können. Im Gegensatz zur Bestimmung der basalen Prolaktinspiegel können mit ihm Hinweise auf nächtliche Prolaktin-Erhöhungen erfasst werden (bei noch normalem Tagesspiegel). Man erfasst mit dem MCP-Test leichtere Formen der Hyperprolaktinämie, die alleine mit dem Basalwert nicht erfasst werden, jedoch durchaus negative Auswirkungen auf die Follikelreifung haben können (z. B. Verzögerungen der Follikelreifung, Lutealinsuffizienzen oder anovulatorische Zyklen). Bei der manifesten Hyperprolaktinämie kann eine eingeschränkte Stimulationsreaktion den Verdacht auf ein Prolaktinproduzierendes Adenom verstärken, wenn schon der Basalwert eine kritische Konzentration (> 40 µg/l) überschreitet. Der MCP-Test wird zyklusabhängig beurteilt. Dies liegt daran, dass die Prolaktin-Synthese, -Speicherung und -Sekretion abhängig vom Ausmaß und der Dauer der Östrogen-Exposition der hypophysären Prolaktin bildenden Zellen sind. Der Test wird in der mittleren Lutealphase durchgeführt.
Besonderheiten im Kindesalter
Für Kinder nicht validiert, i. d. R. verzichtbar.
Beinhaltet folgende Untersuchungen: Prolactin (Serum (S))
Präanalytik/Hinweise:

Niereninsuffizienz, Hypothyreose, Stress, Mammapalpation, Thoraxtrauma und viele zentral angreifende Medikamente (Antidepressiva, Neuroleptika, Antiemetika, Antidopaminergika etc.) können eine Hyperprolaktinämie auslösen.

Als Begleithyperprolaktinämie oder Entzügelungshyperprolaktinämie bezeichnet man eine milde Hyperprolaktinämie (Spiegel deutlich niedriger als bei Prolaktinomen), die durch die Beeinträchtigung der dopaminergen, hypothalamischen Inhibition verursacht ist (z. B. Kompression des Hypophysenstiels durch supraselläre Tumoren, anderweitige intrazerebrale Erkrankungen). Die Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen einer primären Hypothyreose ist bei Hyperprolaktinämie auf das 4- bis 5-fache erhöht.

 

Bei Patienten unter Therapie mit hohen Biotin-Dosen (> 5 mg/Tag) sollte die Probenentnahme mindestens 8 h nach der Applikation erfolgen, da hohe Biotin-Gaben die Prolactin-Bestimmung stören können.

 

 

Indikation/Bedeutung:
  • Verdacht auf latente Hyperprolaktinämie
  • Hyperprolaktinämischer Hypogonadismus
  • Verdacht auf eine hyperprolaktinämische Amenorrhoe, prämenstruelle Störungen
  • Corpus luteum-lnsuffizienz (Testdurchführung nur bei Kinderwunsch). Dieser Test hat heute kaum eine Bedeutung

Kontraindikation

  • Manifeste Hyperprolaktinämie
  • Nachgewiesener Tumor (Prolaktinom)
  • Gravidität
  • Stillzeit
  • Zustand nach Hysterektomie
Nebenwirkungen:

Eine Beeinträchtigung der Reaktionsfähigkeit direkt im Anschluss an die i. v. Gabe von Metoclopramid ist aufgrund des zentralnervösen Angriffsorts möglich, die Patienten können hierdurch fahruntüchtig werden.

Durchführung:
  • Tagsüber zwischen 8 und 18 Uhr (Tag-/ Nachtrhythmus der Prolaktinsekretion) unter stressfreien Bedingungen, bei Frauen in der mittleren Lutealphase vorher keine Mammapalpation durchführen
  • 1. Blutentnahme für Basalwert-Bestimmung im nüchternen Zustand (= Probe 0)
  • Anschließend durch liegende Kanüle 10 mg Metoclopramid (1 Amp. Paspertin) i. v. injizieren
  • Erneute Blutentnahme 25 Minuten nach Metoclopramid-lnjektion (= Probe 1)
  • Jeweils 1 ml Serum von jeder Probe einsenden
Interpretation:

Normalbefund

  • Ausgangskonzentration bei Frauen (nicht schwanger) bis 29 µg/l (Lutealphase) und bis 18 µg/l Follikelphase), bei Männern bis 18 µg/l. Tumorverdacht (Basalspiegel): Mikroadenom: 20 - 80 ng/ml, Makroadenom: > 100 ng/ml
  • Anstieg des Prolaktinspiegels nach Stimulation bei gesunden Frauen (nicht schwanger Lutealphase) auf nicht mehr als 200 µg/l

Latente Hyperprolaktinämie

  • Normaler bis leicht erhöhter Prolaktin-Basalwert
  • Anstieg des Prolaktinspiegels nach Stimulation auf über 200 µg/l

Hinweis: Der Nachweis einer latenten Hyperprolaktinämie ist wichtig, da erhöhte Prolaktinkonzentrationen immerhin Ursache von etwa 20% aller gynäkologischen Funktionsstörungen sind, begleitet ggfs. von Galaktorrhoe und Hirsutismus.

Manifeste Hyperprolaktinämie (Prolaktinom)

  • Hoher Prolaktin-Basalwert (bis 100 µg/l) oder sogar darüber
  • Kein oder nur geringer Prolaktin-Anstieg nach Stimulation
Klinische Bemerkungen:

Häufige Fehler

Nichtbeachten von Einnahme prolaktinfreisetzender (dopaminantagonistischer) Medikamente: Neuroleptika, Antidepressiva, Antiemetika, Antihypertensiva, Antihistaminika. Nichtbeachten anderer Einflussgrößen: Stress, akute physische Betätigung, Manipulation an der Brust/am Genitale, Hypoglykämie, proteinreiche Nahrung.

Der Prolaktinspiegel ist östrogen- und damit zyklusabhängig (Blutentnahme in der Lutealphase).