GHRH-Arginin-Test (Serum gefroren (S))

Die Aminosäure Arginin supprimiert die Somatostatinsekretion und ermöglicht dadurch die maximale Stimulation der GH-Freisetzung aus dem Hypophysenvorderlappen durch das kombiniert verabreichte Wachstumshormon-Releasing-Hormon (GHRH).

Besonderheiten im Kindesalter
Andere Cut-off-Werte für den Nachweis eines Wachstumshormonmangels.

Bei Patienten unter Therapie mit hohen Biotin-Dosen (> 5 mg/Tag) sollte die Probenentnahme mindestens 8 h nach der Applikation erfolgen, da hohe Biotin-Gaben die Bestimmung stören können.

• Diagnostik des kompletten hypophysären GH-Mangels bei Erwachsenen und Kindern
• Testung der maximalen Kapazität der hypophysären GH-Sekretion. (Alternative: Insulin-Hypoglykämie-Test)

Es sollten Personen getestet werden, bei denen Hinweise für eine Hypophysenstörung vorliegen und bei denen es eine Behandlungsintention gibt.

Dazu gehören Personen aus den folgenden 3 Gruppen:

• Anzeichen und Symptome einer Hypothalamus-Hypophysen-Störung (endokrine, strukturelle und/ oder genetische Ursachen)
• Zustand nach kranialer Bestrahlung oder Tumorbehandlung und/oder
• Zustand nach traumatischen Hirnverletzungen oder Zustand nach Hirnblutungen

Der alternative Insulin-Hypoglykämie-Test beurteilt die Integrität der Hypothalamus-Hypophysen-Achse und ist bei Verdacht auf einen hypothalamischen Wachstumshormonmangel vorzuziehen.

Kontraindikation
Entgleister Diabetes mellitus.

Kurzzeitiger Flush (ca. 14% der Patienten), Blässe, Wärmegefühl, eigenartiger Geschmack im Mund, Kopfschmerz und Übelkeit möglich (jeweils in ca. 1% der Patienten).

Der Patient bleibt seit dem Vorabend nüchtern. Der Test ist ambulant durchführbar. Beginn des Tests morgens zwischen 8 Uhr und 9 Uhr. Stress vermeiden.

• 60 Minuten vor Testbeginn Verweilkanüle anlegen, anschließend relative Ruhephase, Offenhalten der Kanüle durch Tropfinfusion von steriler physiologischer Kochsalzlösung
• Erste Blutentnahme für Basalwert-Bestimmung (-15 Minuten-Wert = Probe 0)
• Zweite Blutentnahme für 0 Minuten-Wert (Probe 1) vor Applikation des Arginin und GHRH
• Danach erfolgt die Kurzinfusion von 0,5 g Arg-HCl/kg KG (Standard 30 g) in 250 ml NaCl und parallel die Injektion von 100 µg GHRH (1 µg/kg KG bei Kindern)
• Weitere Blutentnahmen 15, 30, 45, 60, und evtl. 90 und 120 Minuten nach Applikation der Testsubstanzen (= Proben 2 - 7)
• Jeweils 1 ml Serum von jeder Probe einsenden

Die folgenden Body-Mass-Index (BMI)-abhängigen Cut-off-Werte gelten für den maximalen GH-Anstieg im GHRH-Arginin-Test beim Erwachsenen:

• BMI 25 kg/qm: 9,2 ng/ml
• BMI 25 - 30 kg/qm: 6,4 ng/ml
• BMI > 30 kg/qm: 3,2 ng/ml
  
  
• Kinder nach Stimulation (Sollwert) > 8 ng/ml. Während Kindheit und Pubertät finden sich bei den Entitäten neurosekretorische Dysfunktion, bioinaktives GH, partieller GH-Mangel, idiopathischer Minderwuchs und GH-Insensitivitätssyndrom stimulierte GH-Werte von > 8 ng/ml. Beim schweren GH-Mangel werden stimulierte GH-Werte von 4 ng/ml gefunden.

Diese Cut-offs setzen die HGH-Messung mit einem Assay voraus, der den Standard 98/574 (1 mg = 3 IU) für rekombinantes Wachstumshormon als Kalibrator verwendet.

Goldstandard für die Diagnose des GH-Mangels sowohl im Kindes- als auch im Erwachsenenalter ist der Insulinhypoglykämietest, entweder allein oder in Kombination mit dem Arginininfusionstest sowie der kombinierte GHRH-Arginininfusionstest.

Der GHRH-Arginin-Test hat unter Berücksichtigung der o. a. Cut-off-Werte eine hohe Sensitivität und Spezifität. Der alternative Insulin-Hypoglykämie-Test hat eine ähnlich hohe Sensitivität und Spezifität.

Er bietet den Vorteil, zusätzlich die Funktion der corticotropen Achse abzubilden. Im Gegensatz zum GHRH-Arginin-Stimulationstest ist der Insulin-Hypoglykämie-Test jedoch mit einem erhöhten Aufwand und einem größeren Risiko für Nebenwirkungen assoziiert. Der GHRH-Arginin-Test wird von Patienten aufgrund besserer Verträglichkeit gegenüber dem Insulin-Hypoglykämie-Test vorgezogen. Die IGF-1-Konzentration kann als Screening-Test für einen Wachstumshormonmangel bei jüngeren schlanken Personen (< 40 Jahre, BMI < 25 kg/qm) mit Hinweis auf Hypopituitarismus bestimmt werden. Eine normale IGF-1-Konzentration schließt einen Wachstumshormonmangel jedoch nicht aus. Die Höhe der IGF-1-Konzentration hängt neben GH von vielen zusätzlichen Faktoren ab.